Architektur und Gesellschaft 2024

Die von Lotte Schreiber kuratierte Programmsektion versammelt Dokumentarfilme, die gesellschaftliches Zusammenleben im Kontext architektonischer, geopolitischer oder ökologischer Rahmenbedingungen beleuchten.


 

Transformation

Spätestens seit dem globalen Erstarken der Fridays for Future Bewegung 2019 ist das Thema des dringend notwendigen Wandels der Gesellschaft in den Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses gerückt. Die Klimakrise ist nur durch eine sozial-ökologische Transformation aller gesellschaftlichen Bereiche zu bewältigen. Die Verantwortung gegenüber künftigen Generationen gebietet eine Abkehr von der auf grenzenlosem Wachstum basierenden Wirtschaft, hin zu einem Modell, das auf Kreislaufwirtschaft beruht. Doch ungeachtet wissenschaftlicher Prognosen treiben wir den Planeten weiterhin in hohem Tempo an die Belastbarkeitsgrenzen.
Vor dem Hintergrund der hier skizzierten Bestandsaufnahme jährt sich die Kooperation von architekturforum oberösterreich und Crossing Europe mit der Programmsektion Architektur und Gesellschaft bereits zum fünfzehnten Mal. Angelehnt an den aktuellen Themenschwerpunkt des Architekturforums versammeln sich unter dem Titel „Transformation“ fünf Dokumentarfilme, die unterschiedliche Lebensrealitäten in einer Zeit des Umbruchs beleuchten. So bgegnen wir im bildgewaltigen Dokumentarfilm GERLACH einem der letzten holländischen Ackerbauern der alten Schule, der mit seinem landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Amsterdam den ihn bedrängenden Autobahnen, Logistikzentren und multinationalen Unternehmen trotzt. Aliona van der Horst, der das diesjährige Tribute am Festival gewidmet ist, zeichnet gemeinsam mit Luuk Bouwman ein feinfühliges Porträt eines stillen Helden, der mit den Jahreszeiten lebt. Für die Coming of Age-Doku PLANEET B / PLANET B begleitet Pieter Van Eecke über vier Jahre lang zwei belgische Jugendliche, die für das Klima die Schule schwänzen. Während sie gegen das Verschwinden ihrer Zukunft kämpfen, erschließt sich die Welt für sie. Etwa zur gleichen Zeit soll in einem nahezu unberührten Tal am Rande der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu eine nachhaltige Stadt für 600.000 Einwohner*innen entstehen. TEHTÄVÄNÄ PARATIISI / A PLAN FOR PARADISE von Kati Juurus gibt uns Einblick in die Arbeit des finnischen Architekturbüros, das mit der verantwortungsvollen Planungsaufgabe betraut wird, und legt dabei auf pointierte Weise tief verwurzelte kulturelle Unterschiede offen. Bereits vor 20 Jahren planten Herzog & de Meuron ein Reha-Zentrum in Basel, das bis heute in vielerlei Hinsicht Modellcharakter hat. REHAB (FROM REHAB) des französischen Regie-Duos Louise Lemoine und Ila Bêka stellt anhand des Best Practice der Schweizer Architekten die Frage, inwieweit nachhaltige Architektur Heilungsprozesse beeinflussen kann. Der Frage, was Kunst und Kultur für den ländlichen Raum zu leisten imstande ist, geht der deutsche Regisseur Paul Raatz mit UNENDLICHER RAUM / INFINITE PLACE nach. Um der stetigen Abwanderung Einhalt zu gebieten werden zwei Künstler*innen aus Berlin in das kleine Städtchen Loitz eingeladen, um dort Ideen für eine kulturelle Belebung zu entwickeln. Doch wie nachhaltig sind solche Impulse von außen? (Lotte Schreiber)




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