Festivalgeschichte: 2023

EUROPE, WE NEED TO TALK – Crossing Europe feierte zum 20. Mal das europäische Kino

„Als das Festival vor 20 Jahren gegründet wurde, wirkte die Idee eines europäischen Filmfestivals im als provinziell wahrgenommenen Linz noch unerhört. In den zwei Dekaden seither hat sich nicht nur Linz gewandelt, auch das Europa, das damals auf der Leinwand vorkam, ist ein entschieden anderes geworden. Politische Konflikte, Krieg und antidemokratische Tendenzen seien heute in ganz Europa zu beobachten. All das ist auch am Festivalprogramm ablesbar.“ – Magdalena Miedl, orf.at (AT)

Beim 20. Crossing Europe Filmfestival war die vibrierende Festivalatmosphäre in oftmals ausgebuchten Kinosälen und der ganzen Linzer Innenstadt zu spüren. Von 26. April bis 1. Mai ermöglichte Österreichs drittgrößtes Filmfestival dem Publikum mit 139 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen aus 45 Ländern eine filmische Reise von Grönland bis ans Schwarze Meer. Präsentiert wurden unkonventionelle, sozialkritische sowie künstlerisch ambitionierte Perspektiven einer jungen Generation europäischer Filmemacher*innen, darunter 18 Weltpremieren und 77 Österreichpremieren.

Sabine Gebetsroither und Katharina Riedler betonten in ihrem zweiten Jahr als Festivalleiterinnen im Rahmen der Eröffnung, dass Crossing Europe seit nunmehr 20 Ausgaben das Ziel verfolgt, einen Blick auf die Verfasstheit Europas zu werfen und auch dort hinzublicken, wo es weh tut. Die Tatsache des nur etwa 600 km vom Festivalgeschehen entfernten andauernden Krieges auf europäischem Boden schlug sich sowohl im Filmprogramm als auch in den zahlreichen Talks und Q&As mit den Filmgästen nieder. Mit dem Festivalmotto „Europe, we need to talk!“ wurde dem Bestreben, Raum für Diskussion und Dialog zu ermöglichen, im Jubiläumsjahr besonderer Nachdruck verliehen.

Mit knapp 16.000 Festivalbesucher*innen bei 153 Filmvorstellungen und 18 Rahmenprogrammen konnte ein Plus von 1.000 Personen im Vergleich zur Festivalausgabe 2022 verzeichnet werden, welches sich vor allem in zum Teil voll ausgelasteten Kinos bemerkbar machte. Reger Zulauf war auch beim Rahmenprogramm mit Talkveranstaltungen und weiteren Highlights zu erkennen und das dem Dialog gewidmete Festivalmotto ging vollends auf. Das Publikum und mehr als 600 akkreditierte Fachgäste nutzen die Möglichkeit zum niederschwelligen Austausch mit knapp 120 Filmgästen aus dem In- und Ausland, darunter etwa der Tribute-Gast 2023, die griechische Schauspielerin und Theaterregisseurin Angeliki Papoulia, oder der ukrainische, in Lettland lebende Dokumentarfilm-Regisseur Vitaly Mansky, der nicht nur einen der Eröffnungsfilme, SHIDNIY FRONT | EASTERN FRONT (LV/UA/CZ/US 2023, Co-Regie: Yevhen Titarenko), beisteuerte, sondern auch Teil der Jury – Competition Documentary war.
 
Beim Auswahlprozess der Filme wurde wie schon in den Vorjahren ein Fokus auf Diversität und ein ausgewogenes Gender-Programming gelegt, rund 53% der Filme im Gesamtprogramm wurden von Frauen (mit)inszeniert. Die Programmschiene Arbeitswelten trug 2023 den Titel Kunst ist auch nur ein Job und legte einen Fokus auf den Berufsalltag von Künstler*innen, die Reihe Architektur & Gesellschaft untersuchte unter dem Titel Ganz schön hässlich einen schwer festzumachenden Schönheitsbegriff.

Bereits vor dem Start des Festivals wurde anlässlich des Jubiläums auch der erste Eröffnungsfilm überhaupt, ÜBER EINE STRASSE (AT 2004, R: Edith Stauber, Michaela Mair), als Open Air-Filmevent am 21. April beim Lentos Kunstmuseum Linz nochmals auf der großen Leinwand gezeigt. Die gut besuchte Veranstaltung bot besonderen Grund zur Freude, da das geplante Freiluft-Screening des Films 2004 wetterbedingt nicht stattfinden konnte und somit 19 Jahre später nachgeholt wurde.

Im Rahmen der Preisverleihung wurden von den international hochkarätig besetzten  Jurys Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von rund € 26.500,- vergeben, sowie der MIOB New Vision Award ( 3.000,-) des europäischen Festivalnetzwerks Moving Images – Open Borders, die Liste der Preisträger*innen finden Sie HIER.

Ein wesentlicher Bestandteil des Festivals war erneut die gezielte Förderung des Filmnachwuchses, zum einen im Rahmen der YAAAS! Jugendschiene (rund 1100 Teilnehmer*innen), zum anderen wurde mit dem Cinema Next Europe Club bereits zum vierten Mal ein mehrtägiger Filmcampus für eine Gruppe junger Filmschaffender aus dem In- und Ausland angeboten. Die intensive internationale Zusammenarbeit mit unseren Partnerfestivals im europäischen Festivalnetzwerk „Moving Images Open Borders (MIOB)“ wurde ebenfalls erfolgreich fortgeführt. Die Bemühungen um nachhaltige und klimaschonende Festivalarbeit wurden ebenfalls vorangetrieben, Crossing Europe trug 2023 erneut das Label KlimaKultur-GreenEvent OÖ

CROSSING EUROPE @ HOME bot auch 2023 ein attraktives Angebot an Festivalelementen für zuhause, darunter Live-Streams von Talks und Preisverleihung während des Festivals, fünf Filme aus dem Festivalprogramm 2023 auf der heimischen Streaming-Plattform KINO VOD CLUB und Kollektionen von Filmen früherer Crossing Europe-Ausgaben im Rahmen der Kooperationen mit filmfriend.at und der Stadtbibliothek Linz sowie der Streamingplattform flimmit.at (im November 2023 eingestellt). In den Wochen und Monaten nach dem Festival gab es zudem zahlreiche Gelegenheiten, bei CROSSING EUROPE GOES ausgewählte Filme aus dem Festivalprogramm 2023 in ganz Österreich im Kino zu erleben, darunter etwa im Spielboden Dornbirn, im Österreichischen Filmmuseum, bei SLASH ½, beim International Film Festival Innsbruck oder beim Festival Der Neue Heimatfilm in Freistadt.
 
Fazit: Trotz der allgemein spürbaren Unsicherheiten in Bezug auf die Zukunft des Kontinents, war es vor allem die ungebrochene und wieder erstarkte Freude am europäischen Kino seitens des Publikums, für die das 20. Crossing Europe in besonderer Erinnerung bleiben wird.
 
Besucher*innen: 16.000
Filme: 139
Weltpremieren: 18
Filmländer:  45
Filmgäste: 120
Preisträger*innen 2023: HIER
Jury 2023: HIER
Filmarchiv 2023: HIER
Tribute 2023: HIER

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