Nachtsicht 2021
Die von Markus Keuschnigg kuratierte Sektion hat sich dem Fantastischen Film verschrieben. Die Vielfalt und Originalität des europäischen Genrefilms garantiert bewusstseinserweiternde Kinoerlebnisse.
Was haben eine Riesenfliege, eine marokkanische Rache-Dämonin, eine paranoide Frau und ein anthropophages Kind gemeinsam? Ganz genau: nichts. Außer natürlich, dass diese Figuren und Kreaturen und Ungeheuer jene vier Arbeiten bevölkern, die sich heuer unter dem Nachtsicht-Zirkuszelt versammeln. Nach über einem Jahr der nicht gelebten Freiheiten lädt die Leistungsschau des europäischen fantastischen Films ein zu einem Jahrmarkt der Attraktionen, will und soll und muss die Wegwischgesellschaft mit ihren Screens und Windows und Algorithmen zumindest kurzzeitig übertrumpfen mit einem Trommelfeuer der Sinnlichkeit. Das Kino im Ganzen und der Genrefilm im besonderen zielt nebst intellektueller Befriedigung oder, noch besser, Herausforderung im besten Fall auch immer aufs Spüren und Fühlen ab.
Zu meinen, dabei wäre egal, ob am Screen oder auf der Leinwand, daheim oder im Kino, allein oder mit anderen, ist im Nebelgranatennebel des kulturindustriellen Komplexes verloren gegangen, der unablässig einschwört darauf, dass alles jederzeit und überall konsumieren zu können die beste aller Welten sein muss. Humbug! Die Nachtsicht 2021 versucht wie immer eine Zumutung für die Sinne zu sein, ein Reiz-Überfall mit Spannungsbögen und Dada-Momenten und zerfetzten Körpern, ein Rücksturz in die heilige Verunsicherung.
Also noch einmal: Was haben eine Riesenfliege, eine marokkanische Rache-Dämonin, eine paranoide Frau und ein anthropophages Kind gemeinsam? Ganz genau: alles. Denn wir sehen sie im Kino auf einer Leinwand mit Menschen. Wie geil ist das denn, bitte!!!???