Arbeitswelten 2022
Im Zentrum der von Lina Dinkla und Thérèse Antony (DOK Leipzig) für diese Sektion kuratierten Dokumentarfilme stehen in diesem Jahr Menschen, in deren Hände die Verantwortung für das Leben Anderer gegeben wird.
Spätestens mit der Ausnahmesituation der Pandemie in den letzten Jahren ist die Schieflage in der Pflege und medizinischen Versorgung, ein Ungleichgewicht bei der Verteilung, Anerkennung und Entlohnung der Care-Arbeit, in den medialen Fokus gerückt. Damit bekommen auch grundlegende Fragen mehr Aufmerksamkeit: wie werden auch auf professioneller Ebene die besonders intimen und persönlichen, ja existentiellen Momente im Leben begleitet? Wer ist bei uns, wenn wir auf die Welt kommen, wer kümmert sich um uns, wenn wir älter werden, welche Verantwortung haben wir gegenüber anderen Kreaturen, die wir nutzen und die nur leben, weil wir sie halten? Vier Dokumentarfilme, die verschiedene Charaktere porträtieren und deren Arbeitsbereiche ins Visier nehmen, beleuchten diesen Themenkomplex schlaglichtartig. Im Fokus stehen dabei die Menschen, in deren Hände die Verantwortung für das Leben Anderer liegt: Chantal Birman, eine Hebamme in den Pariser Vororten, Mediziner*innen einer Palliativ-Station in einem Prager Krankenhaus und ein Filmemacher, der plötzlich die Verantwortung für seine Mutter übernehmen muss, ohne ihre Selbstbestimmung einzuschränken. Und diese Fürsorge-Aufgaben hören nicht beim Menschen auf: Auch uns anvertraute Lebewesen bedürfen dieser Verantwortung und so schließt die Reihe einen Film mit ein, der eine Schafhirtin in den Cevennen dabei begleitet, wie sie ihre Tiere von der Geburt bis zum Tod betreut.