Tribute 2023: Angeliki Papoulia (GR)

 
01.02.2023 // Ich versuche Dinge zu tun, die mich begeistern, sonst macht es keinen Sinn. Ich suche immerzu nach Wegen der Theater- oder Filmarbeit, die mich herausfordern, sehe ihnen mit Freude entgegen.  (Angeliki Papoulia im Interview am Karlovy Vary International Film Festival 2019)
 
Bei seiner 20. Ausgabe widmet CROSSING EUROPE die Tribute-Programmsektion einer der kompromisslosesten und eindringlichsten Darstellerinnen des zeitgenössischen europäischen Autor*innenkinos, der griechischen Schauspielerin und Theaterregisseurin Angeliki Papoulia. Beim Festival wird sie persönlich eine Auswahl ihrer Filme präsentieren und beim Tribute-Talk Einblicke in ihre Arbeit gewähren.

| Bekanntgabe der ersten Filme mit Angeliki Papoulia im Festivalprogramm 2023 |
  • KYNODONTAS | DOGTOOTH (GR 2009), 96 min, Regie: Yorgos Lanthimos
    CROSSING EUROPE 2010 & 2013
  • A BLAST (GR, DE, NL 2014), 83 min, Regie: Syllas Tzoumerkas – CROSSING EUROPE 2015
  • THÁVMA TIS THÁLASSAS TON SARGASSÓN | THE MIRACLE OF THE SARGASSO SEA
    (GR, DE, NL, SE 2019), 121 min, Regie: Syllas Tzoumerkas – CROSSING EUROPE 2019
  • HUMAN FLOWERS OF FLESH (DE, FR 2022), 106 min, Regie: Helena Wittmann
  • ISIHIA 6-9 | SILENCE 6-9 (GR 2022), 81 min, Regie: Christos Passalis – Österreichpremiere
Das vollständige Programm der Tribute-Sektion wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.
 
Die bemerkenswerte Darbietung von Angeliki Papoulia ist das zitterige, pochende Herzstück von A BLAST. Ihre Maria ist eine leidenschaftliche und aufgeschlossene Seele, die das Leben und die Liebe mit offenen Armen begrüßt, jedoch bemerkt, dass ihr diese Leidenschaft durch vielerlei Umstände ausgetrieben wird.  (Mark Adams, screendaily.com)
Papoulia wurde 1975 in Athen geboren und ist eine zentrale Akteurin des griechischen Kinos und Theaters. Bei CROSSING EUROPE war sie über die Jahre bereits mehrfach auf der Leinwand zu erleben, das Festivalteam freut sich deshalb besonders, sie zum Jubiläum in Linz begrüßen zu dürfen und dem Publikum eine eingehende Auseinandersetzung mit ihrem vielseitigen Schaffen zu ermöglichen.

Papoulia absolvierte ihre Ausbildung am Institut für Theaterwissenschaften an der National and Kapodistrian University of Athens sowie an der Empros Theatre Drama School, ebenfalls in Athen. Sie ist Mitbegründerin der blitz theatre group und war als Darstellerin, Autorin und Co-Regisseurin nicht nur in Griechenland, sondern auch an zahlreichen namhaften Theatern in ganz Europa engagiert. Neben ihrer eigenen künstlerischen Arbeit war sie Jury-Mitglied bei mehreren europäischen Filmfestivals, etwa dem Locarno Film Festival oder dem Karlovy Vary International Film Festival.
Angeliki Papoulia hat als Filmschauspielerin zahlreiche Arbeiten von Vertreter*innen der jüngeren griechischen Regiegeneration geprägt, die sich mit unkonventionellen und subversiven Erzählformen mit den soziopolitischen und ökonomischen Problemen Griechenlands und Europas auseinandersetzen. Sie verkörperte mehrfach tragende Rollen in den international vielfach ausgezeichneten Werken von Regisseur Yorgos Lanthimos (DOGTOOTH, ALPS, THE LOBSTER), die mit ihren skurrilen Handlungselementen und verstörendem Humor zu den zentralen Beiträgen der sogenannten „Greek Weird Wave“ zählen. Für ihre Darstellung der älteren Tochter in DOGTOOTH, in dem ein Elternpaar seine drei erwachsenen Kinder von der Außenwelt isoliert nach bizarren Regeln erzieht, erhielt sie 2009 die Auszeichnung als beste Darstellerin beim Sarajevo Film Festival.

Der Film wurde im selben Jahr zudem bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes prämiert und war 2011 für den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert. Mit Regisseur Syllas Tzoumerkas, regelmäßig zu Gast bei CROSSING EUROPE, verbindet die Schauspielerin eine weitere langjährige Zusammenarbeit (A BLAST, THE MIRACLE OF THE SARGASSO SEA, THE CITY AND THE CITY). Für ihre Rolle als fluchende, trinkende Polizeichefin eines Küstenstädtchens in THE MIRACLE OF THE SARGASSO SEA wurde Papoulia 2020 als beste Darstellerin bei den Hellenic Film Academy Awards (griechischer Filmpreis) ausgezeichnet.

Neben Beiträgen aus ihrer Kollaboration mit Lanthimos und Tzoumerkas wird Angeliki Papoulia bei CROSSING EUROPE 2023 auch zwei ihrer aktuellen Filme präsentieren. SILENCE 6-9 (Weltpremiere: Karlovy Vary International Film Festival 2022) stellt die Fortsetzung einer weiteren künstlerischen Synergie dar, mit Regisseur und Co-Star Christos Passalis. Papoulia spielte nicht nur bereits in DOGTOOTH an dessen Seite, sondern war bei CROSSING EUROPE 2022 auch in THE CITY AND THE CITY (GR, 2022) zu sehen, einer Co-Regiearbeit von Passalis und Syllas Tzoumerkas. In SILENCE 6-9 treffen Anna (Papoulia) und Aris (Passalis) als Fremde in einer futuristisch-kargen Stadt aufeinander, in der zahllose Antennen jeden Abend die fragmentarischen Nachrichten verschwundener Angehöriger der Stadtbewohner*innen empfangen.  Ein faszinierend kryptischer wie stilistisch beeindruckender Film, der neben der Tribute-Programmsektion auch in der Competition Fiction erstmals in Österreich laufen wird.

Helena Wittmanns HUMAN FLOWERS OF FLESH (Weltpremiere: Locarno Film Festival 2022) zeigt Papoulias Charakter Ida und ihre fünfköpfige Besatzung in hypnotischen Bildern auf einer Segelreise im Mittelmeer und kann durchaus als Referenz zu Claire Denis Meisterwerk BEAU TRAVAIL gelesen werden. Der Film wird bei CROSSING EUROPE als OÖ-Premiere präsentiert. In anderen Bundesländern ist er in ausgewählten Programmkinos bereits ab 3. Februar zu sehen (Verleih: Filmgarten).